Vereinsgeschichte

Die Theatergesellschaft ist ein Beinwiler Verein, den man weitherum bestens kennt. Im Laufe seiner langen und abwechslungsreichen Geschichte hat er mit seinen Aufführungen viel dazu beigetragen, dass Beinwil weit über die Region hinaus als initiative, ideenreiche Dorfgemeinschaft bekannt geworden ist.
1860 – Erste Theateraufführungen der Schüler

Schon 1860 begann man in Beinwil, Theater zu spielen. Unter der Leitung von Lehrer Adolf Wirz führten die Schüler einige Szenen aus Schillers «Wilhelm Tell» auf, um das für eine Schulreise nötige Geld zu sammeln. Der zweitägige Ausflug führte auf die Rigi und verdient es, festgehalten zu werden, denn die 10- bis 14-jährigenen Schüler marschierten am ersten Tag von Beinwil nach Sursee und von Küssnacht über Goldau nach Rigi-Kulm und ins Klösterli, also nicht weniger als 36 Kilometer. Auch der zweite Tag forderte mit den Strecken Klösterli nach Weggis und Sursee - Beinwil eine tüchtige Leistung.

 

1864 – Gründung der Theatergesellschaft 

Das Spiel der Kinder regte die Erwachsenen an, ebenfalls Theater zu spielen und im Jahre 1864 wurde die «Liebhabertheatergesellschaft Beinwyl» ins Leben gerufen. Als Bühnenraum diente der Kinderlehrsaal im Schulhaus. Der nördliche Teil wurde als Garderobe, der südliche Teil als Bühne eingerichtet Die Mauer gegen das danebenliegende Zimmer der Oberschule wurde entfernt und durch eine bewegliche Wand ersetzt. So diente dieses Schulzimmer als Zuschauerraum. Jährlich fanden eine bis fünf Aufführungen statt, die auch von vielen Auswärtigen besucht wurden.

 

1870 – Religionskonflikte

Nur 1870, als man «Die Freischaren in Luzern» spielte, streikten die Luzerner Nachbarn aus konfessionellen und politischen Gründen, so dass der Erfolg mässig war. Treibende Kraft des Vereins war Lehrer Wirz, der jeweils auch Regie führte.

 

1877 – Theateranbau an den Löwen / Aufnahme eines Darlehens von 3'000 Franken

Als das Gründungsmitglied Hans Rudolf Merz 1877 den «Löwen» übernahm, schlug dieser der Theatergesellschaft vor, an den bereits vorhandenen Tanzsaal des Gasthofs einen Theateranbau zu erstellen, sofern die Gesellschaft die Kosten der Bühne und der notwendigen Bühneneinrichtungen übernähme. Diese Offerte konnte nicht ausgeschlagen werden, denn sie bot die wohl einmalige Gelegenheit zu einem richtigen Theatersaal zu kommen. Seit fünf Jahren war nicht mehr Theater gespielt worden, nun aber kam neues Leben in die Gesellschaft. Durch Werbung wurde die Zahl von 40 Mitgliedern erreicht. Bei der Bank in Menziken nahm man ein Darlehen von 3’000 Franken auf, für welches die Mitglieder solidarisch hafteten, und der Bühnenanbau konnte in Angriff genommen werden. Mit der Ausstattung der Bühne wurde Johann Eichenberger, Buchbinder, betraut, der sich als Fahnenmaler einen guten Namen gemacht hatte. Auf den Vorhang malte er eine Innerschweizer Landschaft mit Rütli und Seelisberg, die sich in der Folge Tausenden von Besuchern einprägte. Dieser Vorhang wurde erst am 1. November 1953 durch einen neuen ersetzt.

 

1878 – Neuer Bühnensaal

Die Einweihung des neuen Bühnensaals fand am 1. Januar 1878 statt. Überhaupt war es so, dass die meisten Theateraufführungen der Beinwiler um die Jahreswende erfolgten. Dies wurde zur Tradition, und Versuche mit anderen Daten zeigten, dass dann weniger Besucher herbeigelockt werden konnten. Oft spielte man aber auch im Winter mit wenig Erfolg.

 

1886 – Rückzahlung des Darlehens für den Bühnenbau

Trotzdem konnte das für den Bühnenbau benötigte Darlehen bereits 1886 zurückbezahlt werden. Das «Beinwiler Theater» wurde immer mehr zur Tradition. Von weit her strömten die

Zuschauer herbei. Von schwierigen Stücken hielt man anfänglich wenig: Man wollte in erster Linie vergnüglich unterhalten.

 

1887 – Extrazüge der Seetalbahn

Um Ideen war man nie verlegen, und als es 1887 mit dem Besuch etwas haperte, überredete man die Direktion der Seetalbahn zur Führung von Extrazügen. Dem Fahrpersonal musste pro Fahrt eine Entschädigung von Fr. 15.– ausbezahlt werden.

 

1894 – Erste anspruchsvollere, historische Stücke

Gegend Ende des 19. Jahrhunderts begann man, sich von den allzu volkstümlichen, oft beinahe derben Stücken abzuwenden und anspruchsvollere zu wählen. Dabei erfreuten sich eine Zeitlang vor allem historische Stoffe grosser Beliebtheit (1894: «Jürg Jenatsch», 1895: «Alois Reding», 1896: «1798 oder Die letzten Helden der alten Schweizergeschichte»).

 

1897 – «Si händ dr Wilhälm Täll ufgfüert»

1897 wagte man sich mit grossem Erfolg erstmals an Schillers «Wilhelm Tell». Nicht weniger als 8 Aufführungen und 2 Schülervorstellungen waren nötig, um die Zuschauermassen zu bewältigen, und «Gesellschaft, Bäcker, Wirte, Metzger und nicht zuletzt die Seetalbahn kamen bei dem ungeahnten Besuch auf die Rechnung». Ein dreitägiger Ausflug ins Appenzellerland entschädigte die Schauspieler für ihre Mühen. Auch in den folgenden Jahren spielte man im Wechsel mit rein unterhaltenden Stücken hie und da einen Klassiker, so 1900 Kleists «Käthchen von Heilbronn», 1902 Schillers «Jungfrau von Orleans», 1910 Raimunds «Verschwender», 1912 mit 7 Erwachsenen und 2 Schülervorstellungen erneut Schillers «Tell» und 1914 nochmals Schillers «Jungfrau von Orleans».

 

1903 – Brand des Löwen

Als der Brand vom 7. Mai 1903 den Theateranbau völlig zerstörte und auch das Gasthaus «Löwen» mit Ausnahme des Parterres einäscherte, trat für die Theatergesellschaft eine schwierige Situation ein, denn die Bühneneinrichtung und die Requisiten waren ungenügend versichert. Eine grossangelegte Sammlung ergab aber den stolzen Betrag von Fr. 3’223.–, sodass die Gesellschaft auch diesmal die Bühneneinrichtung übernehmen konnte. Schnürboden mit Zugvorrichtung, Kulissen, Vorhang, Dekorationen und die elektrische Beleuchtung kamen auf Fr. 9’179.– zu stehen.

 

1907 – Beitritt zum Schweizerischen Dramatischen Verein

1907 trat die Theatergesellschaft dem Schweizerischen dramatischen Verein bei, dessen Delegiertenversammlung am 13./14. Mai 1911 in Beinwil am See durchgeführt wurde.

 

1914-1918 – Zäsur Erster Weltkrieg

Der 1. Weltkrieg brachte einen Unterbruch im Beinwiler Theaterleben, aber die Tradition wurde 1918 fortgesetzt, teils mit Klassikern, mit beliebten Volksstücken, zum Teil aber auch mit weniger anspruchsvollen Produktionen, die auch entsprechend wenig Anklang fanden. Schliesslich beschloss man, die Theatertätigkeit auf das Gebiet der Operette zu verlagern.

 

1937 – Aufführung der ersten Operette

Als erste Operette wurden 1937 «Das Walzermädel von Wien» und als Singspiel 1940 «Gilberte de Courgenay» aufgeführt. Damit wurde die Beinwiler Operette weitherum zum Begriff. Am meisten Erfolg hatte man mit dem «Weissen Rössl», der «Gräfin Mariza», der «Gold'nen Meisterin» und dem «Graf von Luxemburg». Diese Operettenaufführungen haben sich bis in die Neuzeit erhalten und heute bringt die Theatergesellschaft alle zwei Jahre eine bekannte oder auch weniger bekannte Operette auf die Löwenbühne in Beinwil am See.

 

1964 – 100-jähriges Jubiläum

1964 wurde zum 100. Jubiläum der Theatergesellschaft die Operette «Die Gold'ne Meisterin» aufgeführt. Legendär war dabei der Auftritt der «Mönche» im 3. Akt, d.h. Max Hintermann (genannt Etter), Max Lüscher und Ernst Eichenberger (genannt Sidehof Ernst).

 

1967 – Finanzielle Nöte

1967 wurde gerade mal ein Gewinn von CHF 2.00 erwirtschaftet, was dazu führte, dass der Chor die Kostüme selber mitbringen musste. Als es im Löwen noch kein Foyer gab, fand der Vorverkauf in einem Hotelzimmer des Hotels Löwen statt. Dazu wurden die Buchungen in grosse Bücher eingetragen und der Ticketverkauf fand in einer Kabine statt.

 

1970-1973 Operettenlose Zeit

Von 1969 bis 1974 wurde der Löwen umgebaut und es gab über diese Zeit keine Möglichkeit der Bewirtung für die Gäste und Mitwirkenden.

 

1975 – Defizit und Auto

Die Aufführung der «Gräfin Mariza» in 1975 ergab ein grosses Defizit. Bei dieser Produktion war auch ein Fahrzeug auf der Bühne im Einsatz. Der Fahrer Emil Merz (Fis) steuerte damit zum Entsetzen der Musiker/innen in Richtung Orchestergraben. Auch eine Alkoholkontrolle mit einem blauen Ballon gab es dabei.

 

1977-1981 Märchenaufführungen

Grossen Anklang bei Jung und Alt fanden auch die Aufführungen der Märchen «Frau Holle» 1977, «Dornröschen» 1979 und der «Froschkönig» 1981.

 

1982 – Die Aktualität holt Polenblut ein

Anfang 1982 wurde Polenblut gespielt. Diese Aufführungen fanden nur wenige Tage nach der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen in der Nacht zum 13. Dezember 1981 statt, als die führenden Köpfe der Gewerkschaft Solidarność interniert wurden. Unter anderem durch diese aktuellen Ereignisse wurde die Operette zu einem grossen Erfolg.

 

2004 – Grosserfolg

Ein riesiger Erfolg war im Jahr 2004 das «weisse Rössl» mit rund 11'000 Besucherinnen und Besuchern.

 

2010 – Ein Dorf spielt Operette

Ein Höhepunkt in der Geschichte der Theatergesellschaft war die Operette «Der Zigeunerbaron» in 2010 als das Schweizer Fernsehen die Produktion unter dem Titel «Ein Dorf spielt Operette» begleitete. Peter Eichenberger war als Schweinehirt für die zwei Schweinchen zuständig und musste diese oft einfangen und sauber halten. Im Laufe der Spielzeit mussten die beiden Säuli ersetzt werden, da sie sehr schnell wuchsen und an Gewicht zulegten. Die Theatergesellschaft sorgte sich jederzeit um das Wohlergehen der Tiere.

 

2012 – Keine Operette

Das Bühnenhaus musste ab 2011 von Grund auf saniert werden. Diese Erneuerungsarbeiten verunmöglichten eine Operettenproduktion in 2012.

 

Hauptdarsteller/innen

Es ist verständlich, dass die Theatergesellschaft im Beinwiler Dorfleben eine besondere Rolle spielte. Wer da im Übungslokal, früher im Alten Schulhaus, später in der Wollenfabrik und im «Löwen», unzählige Stunden seiner Freizeit opferte, um dann auf der Bühne zu brillieren, wurde oft schon zu Lebzeiten zur Legende. Einige Hauptdarsteller blieben der Theatergesellschaft über viele Jahre hinweg treu und wurden damit fast so etwas wie ein Stück Beinwiler Geschichte, nämlich Olga Weber, Trudi Haller, Irma Kull-Schmidlin, Heidi Hirt, Hildi Fuchs, Irma Eichenberger, Gertrud Eichenberger (Zollers), Rosmarie Buhofer-Stäger, Karl Böhler, Adolf Eberling, Albert Keller, Walter Eichenberger, Walter Hunziker sen., Walter Hunziker jun., Arthur Giger, Max Hintermann (Etter), Emil Merz (Fis), Hans Fuchs, Bobby Stäger und Otto Lüscher. 1992 brillierte Andreas Wuffli als Adam im «Vogelhändler» und war der Liebling aller Frauen.

 

Regisseure, musikalische Leiter, Bühnenbauer

Während der ersten fünfzig Jahre der Theatergesellschaft waren lediglich sechs Regisseure am Werk, nämlich Lehrer Adolf Wirz, Arnold Hintermann, Rudolf Eichenberger (zum Wanderer), Fridolin Hösli aus Azmoos, Jakob Bolliger (Lehrer) und Alfred Wirz. Damit war Gewähr geboten, dass die Qualität der Aufführungen nur geringen Schwankungen unterworfen war. Langjährige Regisseure nach 1914 waren Wilhelm Knecht, Albert Keller, Arthur Eichenberger, Karl Böhler, Zdenko von Koschak, Franz Weber und Monika Wild. Der erste professionelle Regisseur war ab 1961 Bruno Manazza, welcher verlangte, dass die Kostüme aus Wien kommen mussten. Der damalige Präsident Karl Böhler musste somit nach Wien fliegen, um die Kostüme zu holen, trotz seiner Flugangst.

Die musikalische Leitung lag in den Händen von Isidor Lotti und Walter Haller, beide Hallwil. Weitherum bekannt waren und sind die Bühnenbilder von Adolf Gautschi, Gontenschwil.

 

Präsidenten

Sechs Präsidenten waren im 20. Jahrhundert länger als zehn Jahre im Amt, nämlich Ernst Eichenberger (1897-1910), Konrad Eichenberger (1921-1933), Karl Böhler (1948-1969) und Hans Fuchs (1969-1984), Peter Eichenberger (1984-1997), Hansrudolf Bürgi (1997-2019). Seit dem 14. Juni 2019 amtiert Markus Bitterli als Präsident.

 

Mitglieder

Die Theatergesellschaft zählt gegenwärtig 60 Mitglieder und erfreut sich einer ungebrochenen Theaterfreude. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die jeweils ausgewählten Operetten den Einsatz der verschiedenartigsten Talente in Mimik, Gesang, Ballett und Orchester erlauben. Neben den Mitgliedern sind bei den Produktionen auch immer viele ehrenamtliche Helfer/innen im Einsatz.